Schweiz
December 5, 2025

Preisfrage Psychotherapie: Was das Anordnungsmodell seit 2022 wirklich verändert hat

Anordnungsmodell der Psychotherapie Schweiz: Kosten seit 2022 stark gestiegen – von 528M auf 922M CHF. Erfahre, was das Modell bewirkt, wer profitiert und was du wissen solltest.

Einleitung

Seit dem 1. Juli 2022 gilt in der Schweiz das neue Anordnungsmodell für psychologische Psychotherapie: Psychotherapeut:innen dürfen Leistungen direkt abrechnen, wenn eine ärztliche Anordnung vorliegt – das Delegationsmodell entfiel. Diese Änderung sollte den Zugang erleichtern und Versorgung verbessern. Seitdem sind jedoch die Kosten stark angestiegen und es stellt sich die Frage: Wie stark, und was passiert konkret?

1. Was ist das Anordnungsmodell & wie unterscheidet es sich vom Delegationsmodell?

  • Unter dem Delegationsmodell konnten psychologische Psychotherapeut:innen nur über eine Ärztin oder einen Arzt abrechnen oder wurden delegiert.
  • Mit dem Anordnungsmodell dürfen sie als Leistungserbringer:innen gelten, wenn eine ärztliche Anordnung besteht. Die Abrechnung erfolgt durch psychologische Psychotherapeut:innen direkt über die OKP.
  • Die Umstellung war Teil einer Gesundheitspolitik, die Versorgung und Zugänglichkeit verbessern sollte.

2. Zahlen & Fakten zur Kostenentwicklung

  • Die Kosten für psychologische Psychotherapie stiegen von etwa 528 Millionen CHF in 2021 auf 922 Millionen CHF in 2024 – ein Plus von rund 394 Millionen CHF bzw. etwa 20 % pro Jahr seit Einführung des Anordnungsmodells.
  • Der durchschnittliche Betrag pro versicherter Person sank nach Korrektur des Tarifunterschieds laut Obsan von etwa 99.98 CHF auf 85.96 CHF in 2024.
  • Ein Drittel (≈ 33 %) der Kostensteigerung wird auf höhere Tarife zurückgeführt, darüber hinaus spielen eine gesteigerte Nachfrage/Verlagerung, Bevölkerungswachstum und Änderungen in Anspruchsverhalten eine Rolle.

3. Warum sind die Kosten so stark gestiegen?

  • Tarifeffekte: Weil nun Stundenverrechnung durch Psychotherapeut:innen selbst möglich ist, sind neue / höhere Tarifvereinbarungen teilweise wirksam geworden.
  • Mehr Nachfrage: Menschen nutzen vermehrt psychotherapeutische Leistungen – sowohl weil der Zugang leichter geworden ist als auch wegen zunehmender psychischer Belastungen (z. B. Stress, Angst).
  • Verlagerung von Leistungen aus Selbstzahler-/Zusatzversicherungsbereich in die Grundversicherung, da Leistungen nun über OKP abgerechnet werden.

4. Auswirkungen für Patient:innen und Anbieter:innen

  • Patient:innen: Kürzerer Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe, weniger Hindernisse durch Delegation; aber evtl. höhere Wartezeiten, steigende Kosten für Zusatzversicherte oder Selbstzahler; es kann sein, dass Tarife nicht überall gleich sind.
  • Therapeut:innen: Grössere administrative Verantwortung, direkt abrechenbar; möglicherweise mehr Patientenanfragen; aber auch mehr Wettbewerb und möglicherweise unterschiedliche Tarifniveaus zwischen Kantonen.
  • Krankenkassen & Gesundheitswesen: Höhere Ausgaben insgesamt; Notwendigkeit, Mengen- und Tarifentwicklung im Blick zu behalten, um Nachhaltigkeit und Qualität zu sichern; Versicherungssystem steht unter Beobachtung.

5. Was solltest du als Betroffene / Betroffener wissen & wie handeln?

  1. Prüfe, ob eine ärztliche Anordnung vorliegt – das ist Voraussetzung für Kostenübernahme im Rahmen der OKP.
  2. Frag nach dem Tarif in deiner Region – viele Kantone haben provisorische Tarife, z. B. ~CHF 154.80 pro Stunde.
  3. Bei Zusatzversicherung: kläre ob Leistungen übernommen werden, wenn Therapeut:in außerhalb OKP-System tätig ist oder höhere Tarife verlangt.
  4. Behalte Wartezeiten im Blick und mögliche alternative Angebote (Gruppen, digitale Therapie etc.).

Referenzen

  • Obsan, 2025 – Monitoringbericht: Kosten psychologische Psychotherapie 2024 vs. vorher. Obsan Bericht
  • Psychotext, 2025 – Kostenentwicklung OKP-Psychotherapie: +394 Mio CHF zwischen 2021-2024. Psychotext Studie
  • Nau.ch, 2025 – Volksvermehrung der Ausgaben nach Systemwechsel, 20 % jährliche Zunahme. Nau.ch Artikel
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September 11, 2025

Einleitung

Seit dem 1. Juli 2022 gilt in der Schweiz das neue Anordnungsmodell für psychologische Psychotherapie: Psychotherapeut:innen dürfen Leistungen direkt abrechnen, wenn eine ärztliche Anordnung vorliegt – das Delegationsmodell entfiel. Diese Änderung sollte den Zugang erleichtern und Versorgung verbessern. Seitdem sind jedoch die Kosten stark angestiegen und es stellt sich die Frage: Wie stark, und was passiert konkret?

1. Was ist das Anordnungsmodell & wie unterscheidet es sich vom Delegationsmodell?

  • Unter dem Delegationsmodell konnten psychologische Psychotherapeut:innen nur über eine Ärztin oder einen Arzt abrechnen oder wurden delegiert.
  • Mit dem Anordnungsmodell dürfen sie als Leistungserbringer:innen gelten, wenn eine ärztliche Anordnung besteht. Die Abrechnung erfolgt durch psychologische Psychotherapeut:innen direkt über die OKP.
  • Die Umstellung war Teil einer Gesundheitspolitik, die Versorgung und Zugänglichkeit verbessern sollte.

2. Zahlen & Fakten zur Kostenentwicklung

  • Die Kosten für psychologische Psychotherapie stiegen von etwa 528 Millionen CHF in 2021 auf 922 Millionen CHF in 2024 – ein Plus von rund 394 Millionen CHF bzw. etwa 20 % pro Jahr seit Einführung des Anordnungsmodells.
  • Der durchschnittliche Betrag pro versicherter Person sank nach Korrektur des Tarifunterschieds laut Obsan von etwa 99.98 CHF auf 85.96 CHF in 2024.
  • Ein Drittel (≈ 33 %) der Kostensteigerung wird auf höhere Tarife zurückgeführt, darüber hinaus spielen eine gesteigerte Nachfrage/Verlagerung, Bevölkerungswachstum und Änderungen in Anspruchsverhalten eine Rolle.

3. Warum sind die Kosten so stark gestiegen?

  • Tarifeffekte: Weil nun Stundenverrechnung durch Psychotherapeut:innen selbst möglich ist, sind neue / höhere Tarifvereinbarungen teilweise wirksam geworden.
  • Mehr Nachfrage: Menschen nutzen vermehrt psychotherapeutische Leistungen – sowohl weil der Zugang leichter geworden ist als auch wegen zunehmender psychischer Belastungen (z. B. Stress, Angst).
  • Verlagerung von Leistungen aus Selbstzahler-/Zusatzversicherungsbereich in die Grundversicherung, da Leistungen nun über OKP abgerechnet werden.

4. Auswirkungen für Patient:innen und Anbieter:innen

  • Patient:innen: Kürzerer Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe, weniger Hindernisse durch Delegation; aber evtl. höhere Wartezeiten, steigende Kosten für Zusatzversicherte oder Selbstzahler; es kann sein, dass Tarife nicht überall gleich sind.
  • Therapeut:innen: Grössere administrative Verantwortung, direkt abrechenbar; möglicherweise mehr Patientenanfragen; aber auch mehr Wettbewerb und möglicherweise unterschiedliche Tarifniveaus zwischen Kantonen.
  • Krankenkassen & Gesundheitswesen: Höhere Ausgaben insgesamt; Notwendigkeit, Mengen- und Tarifentwicklung im Blick zu behalten, um Nachhaltigkeit und Qualität zu sichern; Versicherungssystem steht unter Beobachtung.

5. Was solltest du als Betroffene / Betroffener wissen & wie handeln?

  1. Prüfe, ob eine ärztliche Anordnung vorliegt – das ist Voraussetzung für Kostenübernahme im Rahmen der OKP.
  2. Frag nach dem Tarif in deiner Region – viele Kantone haben provisorische Tarife, z. B. ~CHF 154.80 pro Stunde.
  3. Bei Zusatzversicherung: kläre ob Leistungen übernommen werden, wenn Therapeut:in außerhalb OKP-System tätig ist oder höhere Tarife verlangt.
  4. Behalte Wartezeiten im Blick und mögliche alternative Angebote (Gruppen, digitale Therapie etc.).

Referenzen

  • Obsan, 2025 – Monitoringbericht: Kosten psychologische Psychotherapie 2024 vs. vorher. Obsan Bericht
  • Psychotext, 2025 – Kostenentwicklung OKP-Psychotherapie: +394 Mio CHF zwischen 2021-2024. Psychotext Studie
  • Nau.ch, 2025 – Volksvermehrung der Ausgaben nach Systemwechsel, 20 % jährliche Zunahme. Nau.ch Artikel