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Einleitung
Seit dem 1. Juli 2022 gilt in der Schweiz das neue Anordnungsmodell für psychologische Psychotherapie: Psychotherapeut:innen dürfen Leistungen direkt abrechnen, wenn eine ärztliche Anordnung vorliegt – das Delegationsmodell entfiel. Diese Änderung sollte den Zugang erleichtern und Versorgung verbessern. Seitdem sind jedoch die Kosten stark angestiegen und es stellt sich die Frage: Wie stark, und was passiert konkret?
1. Was ist das Anordnungsmodell & wie unterscheidet es sich vom Delegationsmodell?
- Unter dem Delegationsmodell konnten psychologische Psychotherapeut:innen nur über eine Ärztin oder einen Arzt abrechnen oder wurden delegiert.
- Mit dem Anordnungsmodell dürfen sie als Leistungserbringer:innen gelten, wenn eine ärztliche Anordnung besteht. Die Abrechnung erfolgt durch psychologische Psychotherapeut:innen direkt über die OKP.
- Die Umstellung war Teil einer Gesundheitspolitik, die Versorgung und Zugänglichkeit verbessern sollte.
2. Zahlen & Fakten zur Kostenentwicklung
- Die Kosten für psychologische Psychotherapie stiegen von etwa 528 Millionen CHF in 2021 auf 922 Millionen CHF in 2024 – ein Plus von rund 394 Millionen CHF bzw. etwa 20 % pro Jahr seit Einführung des Anordnungsmodells.
- Der durchschnittliche Betrag pro versicherter Person sank nach Korrektur des Tarifunterschieds laut Obsan von etwa 99.98 CHF auf 85.96 CHF in 2024.
- Ein Drittel (≈ 33 %) der Kostensteigerung wird auf höhere Tarife zurückgeführt, darüber hinaus spielen eine gesteigerte Nachfrage/Verlagerung, Bevölkerungswachstum und Änderungen in Anspruchsverhalten eine Rolle.
3. Warum sind die Kosten so stark gestiegen?
- Tarifeffekte: Weil nun Stundenverrechnung durch Psychotherapeut:innen selbst möglich ist, sind neue / höhere Tarifvereinbarungen teilweise wirksam geworden.
- Mehr Nachfrage: Menschen nutzen vermehrt psychotherapeutische Leistungen – sowohl weil der Zugang leichter geworden ist als auch wegen zunehmender psychischer Belastungen (z. B. Stress, Angst).
- Verlagerung von Leistungen aus Selbstzahler-/Zusatzversicherungsbereich in die Grundversicherung, da Leistungen nun über OKP abgerechnet werden.
4. Auswirkungen für Patient:innen und Anbieter:innen
- Patient:innen: Kürzerer Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe, weniger Hindernisse durch Delegation; aber evtl. höhere Wartezeiten, steigende Kosten für Zusatzversicherte oder Selbstzahler; es kann sein, dass Tarife nicht überall gleich sind.
- Therapeut:innen: Grössere administrative Verantwortung, direkt abrechenbar; möglicherweise mehr Patientenanfragen; aber auch mehr Wettbewerb und möglicherweise unterschiedliche Tarifniveaus zwischen Kantonen.
- Krankenkassen & Gesundheitswesen: Höhere Ausgaben insgesamt; Notwendigkeit, Mengen- und Tarifentwicklung im Blick zu behalten, um Nachhaltigkeit und Qualität zu sichern; Versicherungssystem steht unter Beobachtung.
5. Was solltest du als Betroffene / Betroffener wissen & wie handeln?
- Prüfe, ob eine ärztliche Anordnung vorliegt – das ist Voraussetzung für Kostenübernahme im Rahmen der OKP.
- Frag nach dem Tarif in deiner Region – viele Kantone haben provisorische Tarife, z. B. ~CHF 154.80 pro Stunde.
- Bei Zusatzversicherung: kläre ob Leistungen übernommen werden, wenn Therapeut:in außerhalb OKP-System tätig ist oder höhere Tarife verlangt.
- Behalte Wartezeiten im Blick und mögliche alternative Angebote (Gruppen, digitale Therapie etc.).
Referenzen
- Obsan, 2025 – Monitoringbericht: Kosten psychologische Psychotherapie 2024 vs. vorher. Obsan Bericht
- Psychotext, 2025 – Kostenentwicklung OKP-Psychotherapie: +394 Mio CHF zwischen 2021-2024. Psychotext Studie
- Nau.ch, 2025 – Volksvermehrung der Ausgaben nach Systemwechsel, 20 % jährliche Zunahme. Nau.ch Artikel





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